Kurz Tipp Dezember
Wir sind jetzt hier – Geschichten über das Ankommen
Dokumentarfilm von Niklas Schenck und Ronja von Wurmb-Seibel
Deutschland 2020
45 Minuten – Online
Sieben junge Männer setzten sich nacheinander jeweils einzeln auf einen Stuhl und schauen direkt in die Kamera. Mal ernst, mal leise oder fröhlich lächelnd blicken sie dem Publikum ins Gesicht. Kein aufwendiger Hintergrund, kein gestalterischer Schnickschnack – nichts lenkt von ihnen und dem, was sie erzählen, ab. Sie kommen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak, Eritrea oder Somalia. Und sie sind jetzt hier. Warum sie den langen, gefährlichen Weg auf sich genommen haben, was sie erlebt haben, wie es sich anfühlt, sich in einem völlig fremden Land zurecht finden zu müssen – dass berichten die jungen Männer, jeder auf seine Weise. Sie reflektieren nachdenklich bereits Erzähltes, suchen nach Wörtern, um möglichst präzise zu beschreiben. Mit ihnen ist ein anrührender aber auch unterhaltsamer und zutiefst menschlicher Film entstanden.
„Wir sind jetzt hier“ setzt an dem Punkt an, nicht über Menschen zu sprechen, sondern sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Wenn die jungen Männer von beglückenden Momenten erzählen, aber auch Situationen tiefster Verzweiflung schildern, Ängste thematisieren, dann lassen sie die Zuschauer*innen teilhaben und werfen einen Blick darauf, was es braucht, damit Integration gelingt. Der Film bietet eine persönliche Perspektive auf Flucht und Asyl, auf die europäische Migrationspolitik aber auch auf Rassismus und Diskriminierung in Schule, Alltag und Beruf. (ig)
Besonders geeignet für: Schule - Erwachsenenbildung
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Kurz Tipp November
Zusammen allein
Animationsfilm von Diana Cam van Nguyen
Tschechische Republik 2018
11 Minuten (OmU) – online
Ein Kumpel. Ein guter Freund. „Am allermeisten vermisse ich seine Unterstützung“, sagt eine junge Frau. „Liebe schätze ich, ein Gefühl von Sicherheit“, erzählt ein junger Mann. „Das erste, was mir einfällt, ist Kindheit. Ein Vorbild. Besonders ein moralisches“, meint ein anderer junger Mann. Unvermittelt stehen diese Aussagen nebeneinander am Anfang des Films. Doch nach und nach wird deutlich, hier geht es um existenzielle Erfahrungen, um Verlust und Trauer. Drei junge Menschen haben je ein Elternteil verloren. Der Film arbeitet mit dokumentarischen Aufnahmen, die durch Bearbeitung verfremdet sind. Diana Cam van Nguyen schafft mit dieser Bildgestaltung einen besonderen Animationsfilm.
Bei dem Filmfestival Große Klappe hat „Zusammen allein“ den Europäischen Filmpreis für politischen Kinder- und Jugenddokumentarfilm bekommen. Die Jury hat beeindruckt, wie der Film „eine Verbindung herstellt zwischen der inneren Unruhe und der Realität der Protagonist*innen; und zudem, dass es der Filmemacherin gelingt, Empathie beim Zuschauenden zu erzeugen“. Ein eindringlicher Film in jeder Hinsicht. (ig)
Besonders geeignet für: Schule - Erwachsenenarbeit
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Kurz Tipp Oktober
Alula
Kurzspielfilm von Kaveh Daneshmand
Tschechische Republik 2018
9 Minuten – online
Alula sitzt allein auf der Treppe. Wartet. Und wartet. Der Unterricht ist vorbei, aber niemand kommt sie abholen. Verloren blickt sie vor sich hin. Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnet, schaut sie hoffnungsvoll nach oben. Vergeblich. Alula langweilt sich. Sie schaut in der Umgebung umher, beobachtet einen Vogel. Sie steht auf und schlendert herum, schlägt die Zeit irgendwie tot. In einem verlassenen Gebäude findet sie ein Vogelnest mit drei kleinen Eiern. Alula stuppst es vorsichtig an, das Nest rutscht nach vorne, bleibt knapp an der Kante der Fensterbank hängen. Ein Millimeter weiter und es fällt herunter. Alula trifft eine Entscheidung.
Der Film, der fast gänzlich auf Sprache und Musik verzichtet, schafft eine dichte Atmosphäre. Lange Einstellungen geben den Zuschauer*innen Zeit, genau hinzuschauen. Es bleibt Raum für Interpretationen und macht den Film damit vielfältig einsetzbar. Geeignet ab der dritten Klasse lässt sich der Film aber auch in Seminaren zu Erziehungsfragen oder im Theologiestudium einsetzen. Thematisch setzt der Kurzspielfilm Impulse, um sich zum Beispiel mit dem Umgang mit negativen Gefühlen, Schuld und Vergebung oder der Frage nach Gut und Böse zu beschäftigen. Darüber hinaus bietet „Alula“ auch die Möglichkeit, filmisches Erzählen und die damit verbundenen Gestaltungsmittel wie Schnitt und Montage, Tongestaltung und Bewegung näher zu beleuchten. (ig)
Besonders geeignet für: Schule - Konfirmandenarbeit - Erwachsenenarbeit
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Kurz Tipp September
Seepferdchen
Dokumentarfilm von Nele Dehnenkamp
Deutschland 2020
16 Minuten – DVD1270 + online
„Ich versuche immer stark zu bleiben, aber manchmal wünsche ich mir so sehr, dass das, was ich erlebt habe ein Traum war“, sagt Hanan und schaut ernst in die Kamera. Das junge Mädchen kämpft immer noch mit den Bildern in ihrem Kopf, die die Flucht über das Mittelmeer bei ihr hinterlassen hat. Hanan hat große Angst vor Wasser. Die Farbe Blau wirkt bei ihr nicht beruhigend, sondern versetzt sie in Grauen. Und dennoch geht sie regelmäßig ins Schwimmbad. Mutig trotzt sie ihren Dämonen, wird Schwimmtrainerin. Liebevoll bringt sie ihrem kleinen Bruder das Schwimmen bei, denn er soll – wenn irgendwann bei ihm Erinnerungen hochkommen sollten – besser damit umgehen können. Die Filmemacherin konzentriert sich ganz auf ihre Protagonistin, gibt ihr Raum zum Nachdenken und Erzählen. Nele Dehnenkamp gelingt es, eine Fluchtgeschichte ungewöhnlich zu bebildern und gleichzeitig die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
Hanan berichtet von ihrer Flucht, ihren Gedanken und Gefühlen, Dingen, die sie heute noch quälen. Ruhig, besonnen und zugleich anrührend. Exemplarisch stehen ihre Erlebnisse für die vieler Menschen auf der Flucht. Mit ihrer sympathischen Art versteht es Hanan, ihr Schicksal nachvollziehbar zu machen. Für Jugendliche kann sie daher zur Identifikationsfigur werden. Der Kurzfilm bietet einen guten Einstieg in das Thema „Flucht, Migration, Integration“. Hanan versucht nicht nur stark zu sein, wie sie am Anfang des Films sagt, nein, sie ist es. Chapeau. (ig)
Besonders geeignet für: Jugendarbeit - Schule - Filmreihe
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Kurz Tipp Juli

The Witch
Animationsfilm von Anna Němečková
Tschechische Republik 2018
5 Minuten – DVD2278 und online
Eine lange Schlange steht vor einem windschiefen Haus. Wesen mit Federn, Karottenköpfen, in Gurkenform. Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnet, springt ein glücklicher Mensch wieder heraus. Doch plötzlich werden alle ohne Rücksicht beiseite gefegt: Auftritt Prinzessin. Zackig präsentiert sie der freundlichen Hexe einen smaragdgrünen Frosch, an dem diese nun mit ihrer Zauberkunst Wunder vollbringen soll. Ein Prinz von schöner Gestalt muss es werden. Da hat die Prinzessin ganz konkrete Vorstellungen. Also wird der große Hexenkessel mit allerlei Zutaten gefüllt, der Frosch mit der Suppe benetzt und schwuppdiwupps steht nach ordentlichem Prinzessinenkuss ein schneidiger Prinz im Raum. Doch die Prinzessin ist kritisch, die Hexe muss noch einmal arbeiten. Aber auch das nächste Ergebnis behagt nicht und die darauffolgenden finden ebenfalls keine Gnade. Bis es der Hexe irgendwann zu bunt wird. Und flugs wird aus der blonden Prinzessin ein quakender Frosch. Leicht und heiter erzählt die Filmemacherin eine Geschichte über das Wünschen mit sympathischen kantig gestalteten Figuren.
Der kurzweilige Film spricht dabei gleich verschiedene Zielgruppen an. Grundschüler*innen können Parallelen zu dem Märchen der Froschkönig entdecken. Bei älteren Schüler*innen eignet sich „The Witch“ als Impulsfilm, um über biogenetische Eingriffe in das Erbgut ins Gespräch zu kommen. Wohingegen zum Beispiel Wunschvorstellungen bei der Partnerwahl ein Thema für eine Gruppe von Erwachsenen wäre. (ig)
Besonders geeignet für: Schule - Erwachsenenbildung
Kurz Tipp Juni

Provence
Kurzspielfilm von Kato de Boeck
Belgien 2018
22 Minuten – DVD2274 und online
Die Grillen zirpen, der Himmel ist azurblau, der Sommer zeigt sich von seiner besten Seite. Camille und ihr älterer Bruder Tuur machen mit der Familie Campingurlaub in der Provence. Im Bach plantschen, im Pool herumtollen – mehr braucht es für einen gelungenen Ferientag nicht. Die Idylle hat für Camille allerdings ein jähes Ende, als zwei junge Mädchen sich offenkundig sehr für ihren Bruder interessieren. Bei dem Spiel „Wahrheit oder Plicht“ kommt heraus, dass Tuur verliebt ist. Camille setzt nun alles daran, um herauszufinden, in wen. Spielerisch versucht sie, ihm den Namen zu entlocken. Als sie es schafft, ist sie überrascht. Mit dem Namen Alexander hatte sie nicht gerechnet. Atmosphärisch dicht mit viel Gefühl für Nuancen erzählt „Provence“ von der Pubertät und den Versuchen, sich darin zurecht zu finden.
Neben dem ersten Verliebt sein geht es darüber hinaus um eine Geschwisterbeziehung, die zunächst unkompliziert und liebevoll ist. Liebevoll bleibt sie, jedoch wirken sich die pubertären Veränderungen auch auf das Verhältnis von Camille und Tuur aus. Nun muss ein neues Miteinander gefunden werden. Die hervorragenden Kinderdarsteller verstehen es, dem Film eine große Authentizität zu geben. Nichts wirkt gekünstelt. Die Musik und das Erzähltempo unterstützen die gekonnte Entfaltung der Geschichte. Der Film wurde bei einer Lehrerfortbildung bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen als besonders geeignet für die Schule ausgezeichnet. (ig)
Besonders geeignet für: Schule - außerschulische Jugendarbeit
Kurz Tipp Mai

Disco
Bilderbuchkino von Frauke Angel und Julia Dürr
Deutschland 2018
10 Minuten, DVD2284 und online
Ein runder Kopf, braune, kurze Seitenscheitelfrisur, rote Pausbäckchen und ein breites Grinsen im Gesicht. „Ich habe eine neue Freundin, sie heißt Pina“, verkündet der kleine Junge stolz. Er findet, sie ist das schönste und klügste Mädchen in seinem Kindergarten. Und Pina erklärt ihm auch gleich überzeugend: Es gibt keine Jungs- oder Mädchenfarben, sondern nur Lieblingsfarben. Also beschließt der Junge flugs, seine seien nun rot und pink. Violett und rosa kommen auch noch in die engere Wahl. Nach einem fröhlichen Übernachtungsbesuch bringt der Vater zwei vergnügte Kinder in den Kindergarten. Allerdings stecken die beiden noch in ihrer Discomontur und der kleine Junge bekommt sofort zu hören, dass ein Junge in Mädchensachen nicht angezogen sei, sondern verkleidet. Es kommt zu Unverständnis, Streitereien und Beleidigtsein. Aber zum Glück hat Pinas Vater die rettende Idee und bringt einen ganzen Berg voll unterschiedlichster Kleidung in den Kindergarten für alle. Da ist es dann ganz egal, wer was anzieht.
Ein Plädoyer für Selbstvertrauen und Toleranz, das die zarten, unperfekten Zeichnungen und lustigen Figuren von Julia Dürr noch unterstreicht. „Ich möchte Kindern mit diesem Buch Mut machen, Denkmuster in Frage zu stellen und sich auszuprobieren. Rauszufinden, wer man sein will, ist nämlich gar nicht so einfach. Kann aber himmlischen Spaß machen. Und auch den Erwachsenen will ich gerne eine pädagogische Botschaft mit auf den Weg geben, die da lautet: Macht euch mal locker!“, sagte Autorin Frauke Angel in einem Interview. (ig)
Besonders geeignet für: Kindergarten - Grundschule
Kurz Tipp April

Ties
Animationsfilm von Dina Velikovskaya
Deutschland / Russland 2019
7 Minuten - DVD2273 und online
Eine junge Frau verlässt das Elternhaus. Es wird umarmt, geherzt und vor Rührung ein wenig schwer geschluckt. Die junge Frau schultert sich beherzt den schweren Rucksack und läuft Richtung Taxi. Ein wenig melancholisch stuppst sie im Vorbeigehen ihre alte Schaukel an. Und dann passiert es: sie bleibt mit ihrem Rock kurz hängen, ein Faden beginnt sich zu ziehen. Er wird länger und länger. Sie steigt ins Auto, unbemerkt der Faden, eingeklemmt in der Tür. Rasant wird nun die Schaukel, der Baum und anderes aufgeribbelt, denn alles ist mit allem über Linien verbunden. Als die junge Frau an ihrem Ziel angekommen ist, merkt sie plötzlich, dass etwas an ihr zieht. Ihre Mutter am anderen Ende des Fadens beginnt, ihn aufzurollen. Jetzt löst sich das Kleid der Tochter auf. Ein Tauziehen entsteht, zum Schluss reißt der Faden. Dina Velikovskaya hat mit ihren hauptsächlich schwarz-weiß gestalteten filigranen Figuren eine emotionale Geschichte über Erwachsenwerden und Neuanfang erzählt.
In nur sieben Minuten fächert die Filmemacherin eine Reihe von Themen auf. Am Anfang steht der Ablösungsprozess, das Erwachsenwerden. Aber auch das Loslassen können von Eltern- wie Kinderseite gehört dazu, um Aufbruch und Befreiung zu ermöglichen. Wenn dann noch die Rückbindung an den familiären Hintergrund gelingt, ist das ein Happy End. Gleichzeitig geht es immer um Verbindungen unterschiedlicher Art. All dies mit Hilfe von vielen Strichen, ohne Dialoge und dem richtigen Tempo auf die Leinwand gebracht. (ig)
Besonders geeignet für: Schule - außerschulische Jugendarbeit - Erwachsenenbildung
Kurz Tipp März

Unsere große kleine Farm
Dokumentarfilm von John Chester
USA 2018
88 Minuten – DVD2234
„Alle sagten, unsere Idee sei verrückt“, erzählt John. „Im Einklang mit der Natur Landwirtschaft zu betreiben sei waghalsig, wenn nicht unmöglich.“ Aber John und Molly ließen sich nicht beirren und zogen aus der Stadt der Träume Los Angeles hinaus aufs Land, um ihren eigenen Traum zu verwirklichen. Wobei der eigentliche Auslöser in Aktion zu treten, ihr Hund Todd war. Todd gefiel es gar nicht, in dem winzigen Apartment allein bleiben zu müssen, wenn John und Molly weggingen. Zum Ärger der Nachbarn äußerte Todd seinen Unmut mit lautstarkem Bellen – stundenlang. Kein Hundetrainer, kein Trick half. Als das Paar dann endlich die 80 Hektar große „Apricot Lane Farm“ fand, fing das Abenteuer erst richtig an. „Unsere große kleine Farm“ zeigt Menschen, die etwas bewegen wollen. Dass das mit Höhen und Tiefen verbunden ist, verschweigt der Film nicht. Mühsal und Plackerei waren ein Teil davon aber auch helle Freude und tiefe Zufriedenheit.
"Unsere große kleine Farm“ ist ein optimistischer Film mit Happy End. Das ist auch gut so. Denn neben Filmen, die vor großen Umweltgefahren warnen, braucht es Filme, die Mut machen. „Unsere große kleine Farm“ ist so ein Film. Er zeigt zwei Menschen, die die Antwort auf die Frage gefunden haben, wie sie leben möchten, diesen Weg konsequent weitergehen und ankommen. Wie übertragbar das ist, was sinnvoll ist, was nicht – wenn der Film zu diesen Fragen anregt, dann ist etwas in Gang gekommen. Und das ist schon einmal ein Anfang. (ig)
Besonders geeignet für: Erwachsenenarbeit - Schule - Projektwoche - Jugendarbeit
Kurz Tipp Februar

Algo-Rhythm
Kurzfilm von Manu Luksch
Großbritannien, Österreich, Senegal 2019
14 Minuten – DVD1094 und online
Dafür gehen sie neue Wege: Sie engagieren einen digitalen Djinn, einen algorhythmischen Geist. „Mr. X“ garantiert ihnen Erfolg. Wahlbetrug, Bestechung, Gewalt ist „old school“- jetzt heißt die Devise: Daten, Daten, Daten. Viel subtiler und zielführender. Der Film findet eine eigene audiovisuelle Sprache, wirbelt pop-kulturelle Referenzen, futuristisch- abstrakte Oberflächen mit schnellen Rap-Texten durcheinander. Er erzählt weniger eine Geschichte, als dass er die Zuschauer*innen auffordert, genau hinzusehen und –hören. Manu Luksch will sichtbar machen, was schwer vorstellbar ist – algo-rhythmische Prozesse. Dabei sind Themen wie Politik, korrupte Medienpolitik, Datenmissbrauch, Big Data und Maschinenintelligenz in die Bits und Bytes ihres Films verwoben.
Algo-Rythm als eine Art Rap-Musical versucht, auf sehr originelle Weise ein kritisches Bewusstsein zu schaffen. Es ist ein Film, bei dem sich mehrfaches Anschauen lohnt. Die Schnelligkeit der Bilder, der Texte erfordert Konzentration – der Film verweigert sich schlichtem Konsumieren. Algo-Rhythm ist nicht nur ein Film über eine technisierte Welt, sondern er kommentiert gleichzeitig die Hip-Hop-Szene Dakars und hinterfragt gängige Afrika-Klischees. Filmemacherin Manu Luksch setzt sich in ihren interdisziplinären Arbeiten und Filmen immer wieder mit sozialpolitischen Fragen zur hyper-vernetzten Gesellschaft auseinander. (ig)
Besonders geeignet für: Schule - Jugendarbeit - Erwachsenenbildung
Kurz Tipp Januar

Die Größe der Dinge
Kurzspielfilm von Carlos Felipe Montoya
Kolumbien 2018
12 Minuten – online
Diego stapft durch den urwüchsigen Wald. Plötzlich entdeckt er mitten auf einer Lichtung einen unscheinbaren Holzstuhl. Er nimmt ihn in sein karges Zuhause mit. Sein Vater fordert ihn jedoch auf, den Stuhl zurück zu bringen. „Es ist nicht gut, fremde Dinge zu nehmen.“ Auch der Einwand des Jungen, der Stuhl gehöre doch niemanden, überzeugt den Vater nicht. Im Laufe der märchenhaften Geschichte beginnt der Stuhl ein rätselhaftes Eigenleben zu entwickeln – wird größer, kleiner, winzig. Relationen, Wirklichkeiten, Wahrnehmungen ändern sich. Ob pädagogische Fabel oder der Blick eines Kindes in seine Welt, der Film lässt verschiedene Deutungen zu und öffnet damit eine Fülle von Diskussionsansätzen zu grundlegenden Lebensfragen.
Mal sind Diego oder sein Vater groß im Bild zu sehen, mal liegt der Fokus auf einem Detail, mal eröffnet die Kamera eine größere Perspektive. Alles in einem langsamen doch stetigen Wechsel, der zusammen mit der Geräuschkulisse eine magische Stimmung erzeugt. Gerade dadurch, dass der Film komplett auf Musik verzichtet und nur mit Natur- oder Alltagsgeräuschen arbeitet, bekommt er eine zusätzliche Intensität. Dem Regisseur geht es jedenfalls nicht um eine bestimmte Moral oder eindeutige Interpretation seines Films wie er einmal in einem Interview sagte. Er möchte zu kreativer Auseinandersetzung inspirieren. Insofern ist „Die Größe der Dinge“ ein Film, der auf alle Fälle gemeinsam mit anderen geschaut werden sollte, um genau dies zu ermöglichen: lebendigen Austausch. (ig)
Besonders geeignet für: Schule - Kinder– und Jugendarbeit - Erwachsenenbildung
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