Kurz-Tipp

Suffragette
Ein Spielfilm von Sarah Gavron
103 Minuten, Großbritannien 2015 - DVD2054
Maud reinigt, bügelt und faltet täglich Berge von Wäsche. Inmitten von giftigen Dämpfen und einem übergriffigen Chef – alles für einen Hungerlohn. Tagaus, tagein. Es ist 1912 in London. Politik ist ein Fremdwort für Maud, bis sie zufällig in eine Aktion der Suffragetten gerät. Nach anfänglichem Zögern gehört sie schließlich zum Kern der Bewegung, die sich gegen großen Widerstand für das Frauenwahlrecht einsetzt. Aus der unauffälligen, schüchternen Wäscherin wird eine selbstbewusste junge Frau. Der Preis dafür ist hoch: Sie verliert ihren Job, ihr Ehemann setzt sie auf die Straße und gibt den gemeinsamen Sohn zur Adoption frei. Aber Maud und die anderen Frauen kämpfen weiter. Erst 1928 führt ihr Einsatz dann zum Erfolg, als Großbritannien das allgemeine Wahlrecht für Frauen gesetzlich regelt. Neben einem kleinen Ausflug in die Geschichte lässt sich mit diesem Film trefflich über Gleichberechtigung, politisches wie gesellschaftliches Engagement und Solidarität diskutieren.
(ig)
Geeignet für: Erwachsenenbildung - Schule - Filmreihe
Kurz-Tipp

Nice Places to Die
Ein Dokumentarfilm von Bernd Schaarmann
110 Minuten, Deutschland 2014 - DVD2050
Wie lebt es sich mit dem Tod als Weggefährten? Das will Filmemacher Bernd Schaarmann herausfinden und reist rund um den Globus auf der Suche nach der Antwort. Er findet Menschen, die eine Leiche tausende von Kilometern weit fahren, auf einem Friedhof in Mausoleen wohnen oder gar jahrelang mit einem Verstorbenen im selben Haus leben. Der Tod hat für sie längst seinen Schrecken verloren. „Schaden kann dir nur jemand, der lebt“, sagt Ricardo aus Argentinien, „aber ein Toter tut dir nichts.“ Bernd Schaarmann gibt Einblick in ungewöhnliche Lebenswelten, zeigt Menschen, die versuchen, das Beste aus dem zu machen, was sie haben. Dem Regisseur ist ein ebenso kurzweiliger wie kluger und nachdenklicher Film über das Leben gelungen.
(ig)
Geeignet für: Erwachsenenbildung - Filmreihe
Kurz-Tipp

Lied des Lebens
Dokumentarfilm von Irene Langemann
92 Minuten, Deutschland 2012 – DVD1938
„Das ist mein Musikinstrument“, sagt Bernhard König, öffnet seine Tasche, greift tief hinein und holt einen Berg getrockneter Blätter heraus. Leicht verdutzt schaut ihn die Gruppe Senioren, die sich zur Musikstunde versammelt hat, zunächst an. Doch dann werden mit Elan Blätter herumgewirbelt, wird geraschelt und geknistert. Geräusche, Töne, Klänge – alles ist Musik. Gemeinsam entsteht eine ganz eigene Komposition. Im Stuttgarter Generationenzentrum Sonnenberg begibt sich der Musiker und Komponist mit den Menschen auf die Suche nach Musik. Mit Empathie und Sensibilität führt er Interviews, um verschüttete Träume und Traumata aufzuspüren. Anknüpfungspunkt sind dabei Lieder, die in der jeweiligen Biografie eine besondere Rolle gespielt haben. Darüber hinaus komponiert er zusammen mit den Interviewpartnern ihr persönliches Lied des Lebens. „Das gibt einem Schwung“, strahlt die erblindete Sigrid Thost nach einem improvisierten vierhändigen Klaviersolo mit Bernhard König. Ein ebenso ergreifender wie inspirierender Film über die Kraft der Musik, in dem sich Menschen auf Augenhöhe begegnen.
(ig)
Geeignet für: Erwachsenenbildung - Seniorenarbeit - Filmreihe
Kurz-Tipp

Tatortreiniger: Anbieterwechsel
Kurzspielfilm von Arne Feldhusen
30 Minuten, Deutschland 2015 - DVD2026
Tatortreiniger Heiko Schotte, kurz Schotty genannt, ist wieder mit Schrubbern und Desinfektionsmitteln im Einsatz. Heute geht es zu einer „Vermittlungsagentur für Religion und Spiritualität“. „Zur Hölle“ prangt dort in riesigen Lettern an der Wand, eine Lache roter Flüssigkeit breitet sich auf dem Boden aus. „Die Polizei schließt aus, dass es Menschenblut ist“, sagt die Agenturleiterin lakonisch. Schotty schaut sich neugierig um. Marienfiguren, Buddhastatuen, ein siebenarmiger Leuchter und allerlei andere religiöse Symbole finden sich ansprechend präsentiert in den Regalen. Etwas genauer möchte er nun schon wissen, wo er sich befindet. Die wohlformulierte Erklärung der Chefin fasst Schotty kurz zusammen: „Also, ich suche was Religiöses, was gibt’s denn da so insgesamt?“ Genau. Im weiteren Verlauf der Unterhaltung geht es um Kundenprofile, spirituelle Events, verbindliche Vertragsabschlüsse. Schotty macht sich derweil Gedanken über das Paradies, das Leben nach dem Tod, will den Sinn von Religion verstehen. Ein satirisches Kammerspiel über die Folgen, wenn Religion zu einem austauschbaren Produkt stilisiert wird. Witzig, erhellend und diskussionsanregend.
(ig)
Geeignet für: Erwachsenenbildung - Filmreihe
Kurz-Tipp

Die mit dem Bauch tanzen
Ein Dokumentarfilm von Carolin Genereith
79 Minuten, Deutschland 2013 – DVD1899
Wenn Filmemacherin Carolin Genereith die Kamera auf die Bauchtanzgruppe ihrer Mutter richtet, dann ist das Publikum schnell bezaubert von der Energie und der Lust am Leben, die die Damen versprühen. Seit 25 Jahren tanzen sie zusammen, jedes Jahr gekrönt von einem gemeinsamen Auftritt auf den Straßen von Paris. Neben ihrer Mutter greift Carolin Genereith zwei weitere Frauen aus der Gruppe heraus - alle um und jenseits der Fünfzig - die von Höhen und Tiefen ihres Lebens erzählen - von ihren Träumen, ihren Erwartungen und der Freude am hier und jetzt. Allen hat die Bauchtanzgruppe mehr Selbstbewusstsein gegeben, war ihnen Unterstützung in schwierigen Zeiten. Ein herzerfrischender Film - unterhaltsam, berührend und Mut machend.
(ig)
Besonders geeignet für: Erwachsenenarbeit - Filmreihe
Kurz-Tipp

Tien
Ein Dokumentarfilm von Natalie Crum
10 Minuten, Niederlande 2015 - DVD2047
Jolijn ist zehn Jahre alt. Ein fröhliches Mädchen, das unbeschwert mit ihren Schwestern im Garten herumtollt. Als knapp Dreijährige verlor sie ihren Vater. Obwohl sie sich nicht mehr wirklich an ihn erinnern kann, beschäftigt sie sein Tod immer noch. Gerade weil ihre Mutter neu heiraten möchte, ist es Jolijn besonders wichtig, dass ihr Vater nicht in Vergessenheit gerät. Mit ihren älteren Schwestern spricht sie immer wieder über ihren Vater, versucht, ihn für sich greifbar zu machen. Kommentarlos zeigt der Film Szenen eines Sommertages: Die Kinder zu Hause, im Garten, unterwegs im Wald. Darin liegt auch die Stärke des Films – konzentriert auf die Perspektive von Jolijn gelingt es der Regisseurin, unbefangen vom Umgang mit dem Tod zu erzählen.
(ig)
Geeignet für: Schule - Kinder- und Jugendarbeit - Erwachsenenarbeit
Kurz-Tipp

Tomorrow – die Welt ist voller Lösungen
Dokumentarfilm von Mélanie Laurent und Cyril Dion
117 Minuten, Frankreich 2015 – DVD1142
Umweltverschmutzung, Überbevölkerung, Ressourcenknappheit – die Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, sind immens. Sie scheinen so groß, dass sich in vielen Fällen Resignation breit macht. Die Schauspielerin Mélanie Laurent und der französische Aktivist Cyril Dion hatten genug von den kursierenden aktuellen Horror-Szenarien. Sie machten sich in zehn Ländern auf die Suche nach Visionen und Lösungsansätzen, die auf lokaler Ebene bereits funktionieren. Sie treffen beeindruckende Männer und Frauen, besuchen Orte, in denen Menschen in alternativen Wirtschafts- und Sozialsystemen leben. Bewusst haben sich die beiden Filmemacher entschieden, nur positive Beispiele aufzuzeigen und weitgehend auf Experteninterviews zu verzichten. Sie zeigen Menschen, mit denen sich Zuschauerinnen und Zuschauer identifizieren können. Ein wichtiger Film mit Inspirationspotenzial.
(ig)
Geeignet für: Erwachsenenarbeit - Filmreihe / Filmabend
Kurz-Tipp

Der Junge und die Welt
Animationsfilm von Alé Abreu
80 Minuten, Brasilien 2013 - ohne Dialoge - DVD2034
Kreise werden zu Blumen, Linien zu Mustern - farbenprächtig ziehen die immer neuen Formkonstellationen den Blick der Zuschauerinnen und Zuschauer magisch auf die Leinwand. Bis plötzlich eine zarte Strichfigur mit einem kugelrunden Kopf und großen Augen in das Bild hineinpurzelt. Voilà, die Hauptfigur. Ein kleiner Junge geht auf Entdeckungsreise. Sein Zuhause muss er verlassen, weil es dort keine Zukunft für ihn gibt. Er lernt Schönheit, Armut und Reichtum kennen. Trifft Fabrikarbeiter und Bauern, lebt bei indigenen Einwohnern und in Städten. Als alter Mann kehrt er schließlich zurück in sein Dorf. Ohne Dialoge entwickelt der Film auf sehr originelle Art und Weise ein Kaleidoskop heutiger Lebensweisen, thematisiert Konflikte wie Industrialisierung, Verstädterung, Umweltzerstörung. Die äußerst gelungene Komposition der filigranen und doch ausdrucksstarken Zeichnungen mit Geräuschen und Musik macht diesen Film zu einem großen Sehvergnügen und berührt gleichzeitig die Herzen.
(ig)
Geeignet für: Kinder / Jugendarbeit - Erwachsenenarbeit
Kurz-Tipp

Invention of Trust
Ein Kurzspielfilm von Axel Schaad
30 Minuten, Deutschland 2015 – DVD2001 und online
Michael Gewa bekommt überraschend Post von einem unbekannten Unternehmen. Für günstige 148 Euro im Monat bietet die Firma ihm an, Daten und Ratings seiner Person offline zu stellen. Der Gymnasiallehrer ist empört und weigert sich. Doch das hat fatale Folgen. Kurzerhand stehen sämtliche Daten im Netz. Der Direktor bittet zum Gespräch, Eltern laufen Sturm, Freunde wenden sich ab. Michael Gewa will sich schließlich der Elternversammlung mit einer Rede stellen, in der er sich mit den Auswirkungen der Datennutzung im digitalen Zeitalter auseinandersetzt. Der Film endet damit, dass er auf den Saal zuläuft, in dem die Konferenz stattfindet. Als Kurzspielfilm sensibilisiert „Invention of Trust“ für ein aktuelles Thema und öffnet den Raum zu Diskussion.
(ig)
Geeignet für: Schule - Kinder / Jugendarbeit
Kurz-Tipp

Rabbi Wolff
Ein Dokumentarfilm von Britta Wauer
90 Minuten, Deutschland 2016 – DVD2014
Er reist mit überschaubarem Gepäck: Eine Plastiktüte gefüllt mit Zeitungen. Jede Woche fliegt Rabbi Wolff mittwochs von London nach Hamburg, setzt sich dort in den Zug und fährt zu seinen Gemeinden nach Schwerin, Rostock und Wismar. Samstags geht es zurück, außer er besucht kurz Verwandte in Jerusalem, geht auf Fastenkur nach Bad Pyrmont oder ist ganz und gar britischer Gentleman in Ascot beim Pferderennen. Der Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern ist ein verschmitzter älterer Herr, der mit seiner bescheidenen und fröhlichen Art die Herzen der Menschen gewinnt. Der heute über 80-Jährige hat ein Leben hinter sich, das sowohl von Flucht und Emigration geprägt als auch eng mit der europäischen Politik der Nachkriegszeit verbunden ist. Bevor er Rabbiner wurde, arbeitete er lange Zeit als profilierter politischer Zeitungskorrespondent in London. Willy Wolff ist ein tiefgläubiger Mensch und Gelehrter, der in Britta Wauers Dokumentarfilm über das Leben, das Glück und die Zufriedenheit sinniert. Es ist eine Freude, ihm dabei zuzuschauen.
(ig)
Geeignet für: Erwachsenenarbeit - Filmreihe / Filmabend
Kurz-Tipp

Rolltreppe
Animationsfilm von Christopher Nielsen
10 Minuten, Norwegen 2014 – DVD1993
Stetig bewegt sich die Rolltreppe nach unten. Zügigen Schrittes steigen drei drahtige, nackte männliche Gestalten entgegen der Fahrtrichtung die Rolltreppe hinauf. Einer von ihnen will Antworten, sucht nach dem Warum. Die anderen sind unwillig, ungeduldig, womöglich auch unfähig, konkrete, befriedigende Erklärungen zu geben. Weitere Gestalten ziehen an ihnen vorüber. Nicht alle sind der Anstrengung auf dem Weg nach oben gewachsen. Letztlich schließt sich der Zweifler nach längerem Zögern doch den dynamisch nach oben strebenden an und die Dreiergruppe marschiert geschlossen weiter. Der Kurzfilm präsentiert eine Metapher Vielfalt, die zahlreiche Anknüpfungspunkte bietet. Ob es um Leistungsethik, Endlichkeit oder Sinnstiftung geht – „Rolltreppe“ lädt zum Diskutieren ein.
(ig)
Geeignet für: Schule - Jugendarbeit - Erwachsenenarbeit
Kurz-Tipp

Meinungsverschiedenheiten
Kurzspielfilm von Jannick Seeber
5 Minuten, Deutschland 2014 – DVD1991
Zwei Männer und eine Frau erzählen vor Gericht von ihrem Erlebnis in einem stecken gebliebenen Fahrstuhl. Offenbar soll geklärt werden, wie es zur Beschädigung der Deckenverkleidung kam. Klingt einfach, handelt es sich doch um eine überschaubare Raum- und Zeitanordnung. Berichtet werden allerdings drei Geschichten, die nur rudimentär deckungsgleich sind. Geschickt werden die Erzählstränge aneinander montiert, so dass es wie ein fortlaufender Bericht erscheint, der in sich immer wieder durch die jeweilige Perspektive gebrochen wird. Und am Ende wartet der Film noch mit einer Pointe auf, die an dieser Stelle nicht verraten werden soll. „Meinungsverschiedenheiten“ spielt gekonnt mit Wahrnehmungen, Interpretationen und der Wirklichkeit. Wie erlebe ich den anderen, wie bewerte ich eine Handlung, welche Gefühle setzen sich bei mir fest? Fragen, die in allen Kommunikations- und Interaktionssituationen eine Rolle spielen. Täglich. Für uns alle.
(ig)
Geeignet für: Schule - Jugendarbeit - Erwachsenenarbeit
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